1.363KM und 11.162 Wellen-HÖHENEMETER
Wie und wer auf die Idee gekommen ist, nach etwas über 6.000Kilometer die Monsteretappe anzusetzen, muss Ultraradfahrer testen wollen. Vor dem Start wurden wir gefragt, ob man überhaupt in der Lage sei, so was zu meistern und es hat ja auch bisher meines Wissens nach nur einer diese Etappe in diesem Rennmodus gefinished.
So war für mich klar: ich bin nur wegen dieser Etappe hier. Hier wird sich zeigen, wer alles überleben will, kann und es schafft. Damit es am Anfang keine ständigen Tempowechsel gibt, habe ich mal wieder den Reiseleitermodus aktiviert. Ich fuhr die ersten knapp 350KM gemütlich mit einem 30er Schnitt im Wind. Und dann hab ich zum ersten Mal gemerkt, dass die Beine heute doch schon ein wenig müde geworden sind. Wir fuhren dann durch die ganze Nacht im normalen Wechselmodus und einigten uns um 5Uhr am Foodpoint eine einstündige Pause zu machen.
Hierbei sah ich dann die mega tolle geile Videobotschaft aus Duisburg (Danke an Jennifer Letzing) an, die ich dann während der Etappe gefühlt 100mal abgespielt habe, weil ich es überwältigend finde, dass ihr alle an mich denkt und gedacht habt. Und da sind wir wieder beim Thema: ihr seid es auch, die mich stets motivieren und mich „unmenschlich“ erscheinen lassen.
Nach etwa der Hälfte des Rennens ging dann Alexej auf seine Attacke. Etwas verwundert fuhr ich dort erst mal weiter mit Peter und Marcelo. Als dann Marcelo nie arbeiten wollte, attackierten Peter und ich so, dass er uns nicht mehr folgen konnte. Nach etwa 32 Stunden brauchte ich dann einen Powernap. Peter schloss sich mir an und wie durch ein Wunder kam Marcelo wieder an uns heran. Egal. So einigte ich mich darauf, bis zum nächsten Foodpoint locker zu dritt zu radeln. Am selbigen aß ich etwa 20Minuten und musste auf einmal Peter und Marcelo hinterher fahren. Ich schloss das Loch zunächst zu Marcelo, ließ ihn aber direkt alleine und dann das Loch zu Peter. Ich fragte, was sein Grund war und er war auf einmal in einer Art Krise. Er warf mir vor ich würde nur für Red Bull und den Veranstalter fahren, ich fahre gar kein echtes Rennen und so bat er mich, dann einfach weg zu fahren.
Gut. Ein wenig schockiert, denn ich wollte halt einfach, dass wir vier am Ende irgendwie das Rennen überstehen und was den Sieg angeht, die Etappe ist noch lang und wer weiß was noch alles mit Alexej passiert. So fuhr ich dann meinen Stiefel. In der zweiten Nacht konnte ich dann einen knapp zweistündigen Rückstand auf 2Minuten verkürzen. Ich hielt dann mal wieder zur ruhigen Nahrungsaufnahme am letzten Foodstop für 20Minuten und hatte von da an weg bis 100KM vor dem Ziel knapp 30Minuten Rückstand auf Alexej. Er ist echt stark gefahren, das muss ich absolut anerkennen. Mein Vorsprung nach hinten wurde immer größer und kurz bevor ich fragen konnte, wo Peter ungefähr sei, fuhr dann sein Auto an uns vorbei.
Da war ich ein wenig geknickt. Ich wollte doch, dass wir 4 es irgendwie komplett bis Wladiwostok schaffen. Nachdem ich dann 50Kilometer mit mir selbst und purer Lustlosigkeit kämpfte, wo ich viele lustige Geschichten aus Flurins und Joshuas Jugendzeit erzählt bekam, ging es dann wieder etwas besser vorwärts, sodass ich mit 80Minuten Rückstand ins Ziel kroch.
Nun der Ausblick, der mich motiviert! Noch zweimal Starten für die letzten knapp 1.500Kilometer. Dann ist das Abenteuer durch und ich einfach nur glücklich. Haltet die Daumen, dass ich weiter gesund bleibe und viel Spaß auf den letzten zwei Möglichkeiten bei meiner Reise, dabei sein zu können!
Keep Racing
EP13 // Stage 12Red Bull Trans-Siberian Extreme #Episode13 // Stage 12 Video: Joshua Maciejok // Filmmaker
Posted by Pierre Bischoff on Sonntag, 6. August 2017
Text: Pierre Bischoff
Fotos & Videos: Joshua Maciejok