Als noch amtierender RAAM Sieger (vier Tage vor den ersten Zieleinläufern des RAAMs) war ich von allen als Favorit angesehen worden und ich mag diesen Druck nicht. Mein effektives Radtraining für die diesjährige Saison begann im Grunde genommen in der zweiten März Woche mit Rollentraining.
Mit ca. 35Rollenstunden aus dieser Zeit ging es dann nach Mallorca als Tourguide, wo ich binnen zwei Monaten ca. 7.500KM erradelte.
Das war mein Training und somit kein Grund als Favorit dabei zu sein.
Meine Favoriten für den Glocknerman waren dagegen Edi Fuchs und Mario Bergmayer.
Vor dem Start des Glocknerman 2017
City Radeln, 15KM vom Schlossbergplatz zum Center West. Zum Einfahren zu langsam, doch mit ca. 600 Radlern durch eine Stadt cruisen hat einen gewissen Charm.
Dann noch schnell einen Riegel und los geht’s. Ich durfte als erster der Ultrafahrer starten aufgrund der 200 Watt Challange, wo ich in 80 Sekunden genau 200 Watt im Schnitt fuhr. Somit bin ich nun der Gejagte und zugleich in der Rolle, die ich nicht mag: ein Favorit.
Das Rennen – Jammern nach 100km geht nicht
Meine Betreuerteams aus Jenni, Claudia und Thomas sowie dem Team Ariane, Dagmar und Bernd fanden ihren Rhythmus genau so schnell wie ich auf dem Rad. Erstmal den Rückenwind nutzen und einen 40er Schnitt fahren. Bei den Wellen drückte ich wie gewohnt bis an die Pulsschwelle heran und aß mein Müsli in den flachen Abschnitten. Die Soboth ging es dank eifriger Unterstützung vom Hill Racing Team rasch bergauf, sowie meine Paradedisziplin, die Abfahrt rasant bergab.
Doch ab 100KM Distanz entschwand ganz allmählich meine Lust. Ich nahm provisorisch noch eine Magentablette und nach 120KM stoppte ich kurz mit meinem Team. Alibi Pipipause und ein kurzes Jammern. Puh, noch 880KM. Naja, egal, du hast vier neue Leute im Team und da kannst du nicht so früh aufhören wegen Lustlosigkeit.
Bis Winklern lief es dann Dank des Rückenwinds trotzdem wie von selbst, sodass ich mit ca. 15 Minuten Vorsprung in Winklern ankam, wo das zweite Team die Betreuung übernahm und dabei mein Knie tapte. Hierfür lag ich wohl etwas schief im Auto, denn sobald ich los fuhr, bekam ich wie in Duisburg keine Luft mehr. Keinen Kilometer später stand ich an einer kleinen Haltebucht und durfte zusehen wie Mario, Daniel und Edi an mir vorbei fuhren. Der Besuch meiner Radfreundin Silke erfreute mich zu dem Zeitpunkt eher mittelgut, da ich schon von Duisburg so gebrandmarkt war.
Nach ca. 5-10 Minuten versuchte ich dann nochmals in Tritt zu kommen. Doch das aufkommende Gewitter um mich herum trug nicht zu meiner Stimmung bei. Also erstmal Regenjacke und Hose an und den Iselsberg hinab. Kurz nach dem Kreisel Richtung Spittal an der Drau ging dann das Unwetter richtig los. Blitz und Donner im Abstand von 1-3Sekunden und überflutete Straßen konnten meine Rückenwindgeschwindigkeit von 50 km/h keinen Abbruch tun. So kam es, dass ich nach kurzer Zeit Edi Fuchs wieder einholen konnte. Und in dem Moment als er stets hinter mir war, war ich moralisch fertig und bat mein Team um eine kurze mechanische Pause. Aufgrund der Nässe haben wir das Trek Emonda umgebaut auf die etwas schwereren Citec 6000 Laufräder mit Alubremsflanke.
In Kötschach ging dann das Rennen für mich an Position vier liegend von neuem Los. Rauf runter rauf runter, aber mit konstanter Form. Ich überholte gar wieder das Zweier-Team Stubai um Othmar Peer und Franz Venir und das Lesachtal, welches beim Race around Austria von mir gehasst wird, war auf einmal mein Lieblingsabschnitt.
Zwei Mal Großglockner rauf und wieder bergab
Am Iselsberg konnte ich nebst Mario auch noch Edi wieder ein bzw. überholen und hatte bei Winklern 2 noch 9 Minuten Rückstand auf den zu dem Zeitpunkt überraschend führenden Daniel Polman. Nun standen also zweimal Glockner auf dem Programm. Kurz vorm Hochtor habe ich Daniel eingeholt und für ein Foto sind wir kurz nebeneinander gefahren. Bis zur Edelweißspitze war es trocken und ich konnte den Höhepunkt des Rennens als Führender mit ca. 3 Minuten Vorsprung erreichen.
Auf der extrem regnerischen Abfahrt nach Zell am See fuhr ich wieder auf meinem Domane SLR mit Scheibenbremsen nur bedingt langsamer, da das Bremsverhalten mit denen einfach genial ist.
Kurze Unterschrift und wieder zurück hinauf auf den Glockner. Oben war es dann endlich nicht mehr regnerisch und ich konnte auf abtrocknender Fahrbahn noch zügiger hinab, wo ich an der Mautstelle von Silke einen Proteinshake bekam.
In Winklern 3 entschieden wir uns für einen kompletten Kleidungswechsel und einen Toilettengang. Diese 15 Minuten waren gut investiert und so konnte ich frisch wieder die letzten 330KM Richtung Graz entgegen fahren.
Da ich mich auf dem Emonda so extrem wohl fühlte, blieb ich einfach darauf und nutze bei jeder Welle oder kleinerer Erhebung die Stärken des Rades.
Dies führte dazu, dass man in der Rennorganisation nicht glauben wollte, dass ich dem Edi Fuchs im welligen Abschnitt von Windischer Höhe bis zur Abtei 80 Minuten abnehmen kann und somit einen gesamt Vorsprung von 2 Stunden hatte.
Dennoch zog ich jetzt mein höheres Tempo durch und war wie ausgewechselt bis 30KM vor dem Ziel. Dann ging mir die Lust ein wenig verloren und ich rollte nur noch locker ins Ziel.
Doch ab 100KM Distanz entschwand ganz allmählich meine Lust. Ich nahm provisorisch noch eine Magentablette und nach 120KM stoppte ich kurz mit meinem Team. Alibi Pipipause und ein kurzes Jammern. Puh, noch 880KM. Naja, egal, du hast vier neue Leute im Team und da kannst du nicht so früh aufhören wegen Lustlosigkeit.
Bis Winklern lief es dann Dank des Rückenwinds trotzdem wie von selbst, sodass ich mit ca. 15 Minuten Vorsprung in Winklern ankam, wo das zweite Team die Betreuung übernahm und dabei mein Knie tapte. Hierfür lag ich wohl etwas schief im Auto, denn sobald ich los fuhr, bekam ich wie in Duisburg keine Luft mehr. Keinen Kilometer später stand ich an einer kleinen Haltebucht und durfte zusehen wie Mario, Daniel und Edi an mir vorbei fuhren. Der Besuch meiner Radfreundin Silke erfreute mich zu dem Zeitpunkt eher mittelgut, da ich schon von Duisburg so gebrandmarkt war.
Nach ca. 5-10 Minuten versuchte ich dann nochmals in Tritt zu kommen. Doch das aufkommende Gewitter um mich herum trug nicht zu meiner Stimmung bei. Also erstmal Regenjacke und Hose an und den Iselsberg hinab. Kurz nach dem Kreisel Richtung Spittal an der Drau ging dann das Unwetter richtig los. Blitz und Donner im Abstand von 1-3Sekunden und überflutete Straßen konnten meine Rückenwindgeschwindigkeit von 50 km/h keinen Abbruch tun. So kam es, dass ich nach kurzer Zeit Edi Fuchs wieder einholen konnte. Und in dem Moment als er stets hinter mir war, war ich moralisch fertig und bat mein Team um eine kurze mechanische Pause. Aufgrund der Nässe haben wir das Trek Emonda umgebaut auf die etwas schwereren Citec 6000 Laufräder mit Alubremsflanke.
In Kötschach ging dann das Rennen für mich an Position vier liegend von neuem Los. Rauf runter rauf runter, aber mit konstanter Form. Ich überholte gar wieder das Zweier-Team Stubai um Othmar Peer und Franz Venir und das Lesachtal, welches beim Race around Austria von mir gehasst wird, war auf einmal mein Lieblingsabschnitt.
Zwei Mal Großglockner rauf und wieder bergab
Am Iselsberg konnte ich nebst Mario auch noch Edi wieder ein bzw. überholen und hatte bei Winklern 2 noch 9 Minuten Rückstand auf den zu dem Zeitpunkt überraschend führenden Daniel Polman. Nun standen also zweimal Glockner auf dem Programm. Kurz vorm Hochtor habe ich Daniel eingeholt und für ein Foto sind wir kurz nebeneinander gefahren. Bis zur Edelweißspitze war es trocken und ich konnte den Höhepunkt des Rennens als Führender mit ca. 3 Minuten Vorsprung erreichen.
Auf der extrem regnerischen Abfahrt nach Zell am See fuhr ich wieder auf meinem Domane SLR mit Scheibenbremsen nur bedingt langsamer, da das Bremsverhalten mit denen einfach genial ist.
Kurze Unterschrift und wieder zurück hinauf auf den Glockner. Oben war es dann endlich nicht mehr regnerisch und ich konnte auf abtrocknender Fahrbahn noch zügiger hinab, wo ich an der Mautstelle von Silke einen Proteinshake bekam.
In Winklern 3 entschieden wir uns für einen kompletten Kleidungswechsel und einen Toilettengang. Diese 15 Minuten waren gut investiert und so konnte ich frisch wieder die letzten 330KM Richtung Graz entgegen fahren.
Da ich mich auf dem Emonda so extrem wohl fühlte, blieb ich einfach darauf und nutze bei jeder Welle oder kleinerer Erhebung die Stärken des Rades.
Dies führte dazu, dass man in der Rennorganisation nicht glauben wollte, dass ich dem Edi Fuchs im welligen Abschnitt von Windischer Höhe bis zur Abtei 80 Minuten abnehmen kann und somit einen gesamt Vorsprung von 2 Stunden hatte.
Dennoch zog ich jetzt mein höheres Tempo durch und war wie ausgewechselt bis 30KM vor dem Ziel. Dann ging mir die Lust ein wenig verloren und ich rollte nur noch locker ins Ziel.
In einer Gesamtzeit von 38Stunden und 15Minuten durfte ich ins Ziel einfahren und konnte meinem Team den hart erarbeiteten Zieleinlauf bescheren.
Besonders freut es mich, dass Mario Bergmayer, mit dem ich auf Mallorca das Everesting (11x Puig Major) durchgezogen habe, als Zweiter die Ziellinie überquerte. Michael Kochendörfer, mit dem ich beim Race around Austria schon nette Duelle hatte, wurde Dritter.
Nun nochmal zum eigentlichen Grund, warum ich den Glocknerman fuhr. Formcheck. Naja, auf dem Fahrrad passt meine Form, doch mental bin ich eher mittelgut drauf. Es fällt mir schwer im Moment lange Strecken zu fahren, weil ich im Kopf einfach müde bin. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mal wieder 44Stunden ohne Schlaf wach war.
Das „Geheimrezept“, warum das Rennen so gut lief: Die Erfahrung zu wissen, dass der Körper sich ständig erholt, dass man bis 50Stunden (eigene Erfahrung) quasi ohne Schlaf auskommen kann und die Gewissheit, ein Team um sich herum zu haben, denen es um Spaß und Freude am Erlebnis und nicht ums Ergebnis geht.
An dieser Stelle wiedermal vielen vielen Dank für eure vielen motivierenden Zeilen und das viele Daumendrücken. Ich wünsche euch alles Gute, dass ihr auch eure Ziele irgendwie erreicht und ihr stets gesund euer Leben leben könnt. 😉
Keep Racing Pierre
Hallo Pierre,
Gratuliere Dir zu deiner super Leistung, hab es im Livetracking mit verfolgt. Dein Erlebnisbericht ist hoch interessant und bringt mir als „Hobby- Langdistanz-Radler“ viel mehr als Du meinst.
Du wirst Dich vermutlich nicht erinnern können aber Du warst in der 2. Aprilwoche mein Guide in Mallorca. Ich hab Dich mit Fragen zu Strategien und Ernährung (bzgl. Rad am Ring) „genervt“ :-)!
und wir haben uns auch über Technik (Trek und DI2) und Deine Clavikulafraktur unterhalten.
Mit dem obigen Bericht gibst Du mir Zuversicht für mein Projekt „unter die ersten 10-15 Bei Rad am Ring“.
Habe dafür (neben Job und Familie) hart trainiert und dennoch nach einem Marathontest am WE gehörige Zweifel bekommen, da ich schon nach ca. 130 Km irgendwie der Saft raus war!
Das, was Du schreibst hab ich im Grunde bei Paris-Brest-Paris und so einigen 400 und 600er Brevets immer wieder erlebt, dennoch ermutigt es mich ungemein wenn auch ein Profi wie Du schon nach 100 km Probleme bekommt und dann so ein super Endergebnis hinlegt.
Sehr angenehm auch die ehrliche Art, wie Du deine Schwächen preisgibst. Liest man Berichte von „Straps“ (ich weiß, Du schätzt ihn ) ist immer alles perfekt geplant und die Strategie zu 100% aufgegangen.
Andererseits gibt es auch welche die jammern eigentlich nur und da frage ich mich schon, warum die sich das antun. Hab gerade so ein neues Buch gelesen, heißt „Randonee“ von einem Österreicher, den Du wahrscheinlich auch kennst. Wenn ich das lese bekomme ich schlechte Laune.(Wenn schon in einem Buch steht, dass man mit der Zeit die man beim RAAM 2014 gefahren ist 2016 gewonnen hätte!!!!)
Soweit ich es beurteilen kann, bekommst Du von allen „Ultra,s“ die ich kenne bzw. über Medien/Berichte/Bücher mit verfolge, den Spagat aus sportlichem Ehrgeiz, Gelassenheit, Ehrlichkeit aber auch positiver Ausstrahlung am besten hin!
Und, wer RAAM-Sieger 2016 und Ultraradmarathonweltmeister 2017 ist und Leute wie Edi Fuchs schlägt ist ein ganz GROßER!!!!
Chapeau Pierre!
Christian Hessler
50 jähriger Familienvater, Chirurg und leidenschaftlicher Langstreckenfahrer
aus Bingen am Rhein
Herzlichen Glückwunsch, starke Sache! Das sind ja beste Vorzeichen für Sibirien.